Spinnmeister 3000: Prototyp

Tadaaa, ich habe ja gesagt ich baue ein elektrisches Spinnrad! Hat tatsächlich geklappt. In meinem Post zur finalen Version des Wollwicklers habe ich viele gute Tipps bekommen, mit Nadine aka fliegendes Blatt habe ich mich sogar per Mail nochmal ausgetauscht, vielen Dank Nadine! Dank ihrer Hinweise habe ich mich gewagt Ashford Zubehör zu bestellen, gerade so einen Spinnflügel wollte ich nicht selber bauen. Ich hatte sogar erst Nadines Idee aufgegriffen mal bei Woolmakers anzufragen, ob die die ihren Flügel auch einzeln verkaufen, dann hätte ich die Spulen schon gehabt. Ich habe allerdings nie eine Antwort bekommen.

Gut, dann halt Ashford. Von denen gibt es extrem viel Zubehör und Ersatzteile. Man kann auch einfach einen kompletten Spinnflügel kaufen (z.B. den hier), da muss man dann wirklich nur noch einen Antrieb dran bauen. Das war mir aber zu teuer. Ich will eigentlich nicht unbedingt an einem E-Spinner spinnen, ich will lieber einen bauen ;)Also habe ich den einfädigen Ashford Standardflügel einzeln bestellt. Der kommt dann mit einer Spule und ich habe noch zwei dazu bestellt. Außerdem habe ich die Flügelhalterungen bestellt, das Bremsset (der Standardflügel funktioniert mit Spulenbremse, der Flügel wird angetrieben, die Spule gebremst) und einen Einzugshaken. Insgesamt habe ich dafür 64,30 € bezahlt. Einen Antriebsriemen hatte ich noch hier, weil ich als ich mein Bliss Spinnrad bestellt habe einen zweiten dazu bestellt habe.Dann habe ich Elektronik bestellt. Der Prototyp läuft wieder mit meinem einen Arduino Uno Cotroller den ich mir vor der Wollwickelstation in einem Einsteigerpaket gekauft habe. Kabel sind da auch dabei. Ein Netzteil hatte ich noch hier. Ich brauchte noch Kippschalter. Einen zum An- und Ausschalten und einen zum Richtungswechsel (weil man wenn man im Uhrzeigersinn spinnt gegen den Uhrzeigersinn zwirnt und vice versa). Dann habe ich noch ein Potentiometer gekauft für die Geschwindigkeitsregulierung. Ich habe diesmal keinen Rotary Encoder genommen, weil die günstigen zu ungenau sind und es damit auch schwerer ist sich die Position zu merken. Ich will ja, wenn ich einmal eine Geschwindigkeit habe auch das ganze Projekt in genau dieser Geschwindigkeit spinnen. Ein analoges Potentiometer lässt immer entsprechend der Drehung mehr oder weniger Strom durch, der Knopf hat also eine absolute Position und keine relative wie beim Rotary Encoder. Praktisch ist, dass der Arduino auch analoge Bauteile ohne Probleme auslesen kann und einem eine Zahl entsprechend der durchgelassenen Stromstärke zurück gibt. Das Potentiometer ist also genau wie alle anderen Schalter nicht direkt mit dem Motor verbunden, ich habe da strikt zwischen Input und Output getrennt.

Der Motor wird wieder über ein Motorsteuergerät L298N angetrieben. Da muss man sich dann keine Gedanken machen, dass der Motor den Arduino zerstört und man kann den Motor mit mehr als 5 V betreiben. Ich betreibe den Motor mit 12V und das Motorsteuergerät gibt auch direkt Strom an den Arduino weiter, so dass ich nur ein Netzteil brauche.

Das Programmieren war diesmal ein kleines bisschen aufwendiger. Ich wollte, dass der Motor nicht sofort mit voller Geschwindigkeit startet wenn ich den Schalter umlege. Ich habe also ein langsames Anfahren programmiert und auch ein langsames Ausgehen. Falls jemand auf die Idee kommt den Richtungsschalter umzulegen während der Motor läuft wird ach hier langsam gestoppt und langsam wieder angefahren. Wieder gilt hier, dass man dieses Projekt auch ohne Mikrocontroller bauen könnte, ein automatisches langsames Starten und Stoppen wäre dann allerdings nicht möglich. Und was natürlich mit so einem Arduino auch deutlich einfacher ist, ist die Drehrichtung des Motors zu ändern.

Dass der 12 V Motor mit 200 Umdrehungen/Minute zu schlapp war habe ich schnell gemerkt und einen mit 770 U/min bestellt für 12,49€. Den Poti habe ich 5er Pack für 4,50 €, die Kippschalter ebenfalls im 5er Pack für 4,69 € gekauft. Der Motortreiber hat 4,49 € gekostet. Den Rest (insbesondere die Keilriemenscheibe) hatte ich hier. Sind wir bei insgesamt 90,47.

Nach Rücksprache mit Marvin, der sich wieder bereit erklärt hat das Löten, Sägen und den Großteil des Bohrens zu übernehmen habe ich zwei passende Holzkisten () 13,8 x 21,5 x 10 cm) bei ebay gekauft. Zwei Stück damit man bei der ersten die Löcher mal an der falschen Stellen bohren kann. Die eine Kiste die wir verbraucht haben hat 5 € gekostet. Sind wir bei 95,47 €.

Dann ging es ab in den Baumarkt. Da habe ich mir verschiedene Leisten geschnappt die alle passen könnten, damit wir genug Auswahl haben und die habe ich direkt vor Ort sägen lassen. Das hat dann 1 € pro Schnitt gekostet oO. Also habe ich für’s nächste Mal direkt noch zwei Sägen gekauft. Außerdem habe ich noch solche Ösenschrauben gekauft für die Spulenbremse. Ich habe für den Einkauf insgesamt so 25 € bezahlt, da waren aber die Sägen und die viele verschieden Leisten dabei. Also würde ich da jetzt noch so großzügig 10 € draufschlagen und dann wären wir bei circa 106 € für den Prototypen.

Das Zusammenbauen habe ich dann an einem Nachmittag mit Marvin zusammen gemacht. Was schon gelötet werden konnte (wie der Motor) wurde gelötet, alles andere ist noch gesteckt. Am schwierigsten war es den Motor zu befestigen. Marvin hat ihn auf ein Stück Holzleiste geschraubt und dann so angebracht, dass die Keilriemenscheibe möglichst weit am Boxenrand ist und wir die Antriebsschnur einfach nur gerade nach oben zum Flügel zu führen brauchen. Der Marvin, der ist ein ziemlicher Bastler! Der Flügel hat verschiedene Wirtel, damit man nicht schneller treten muss, wenn man mehr Drall im Garn habe möchte. Stattdessen setzt man die Antriebsschnur nur auf einen anderen Wirtel um. Da wir aber nicht treten, sondern den Motor schneller und langsamer stellen können brauche wir auch nur einen Wirtel. Um die Schnur durch den Deckel zu führen hat Marvin zwei Löcher gebohrt. Die Antriebsschnur habe ich dann auf die richtige Länge gekürzt und die Enden mit einem Feuerzeug miteinander verschmolzen.

Die beiden Leisten sind einfach mit zwei Schrauben an die Box geschraubt und die Flügelhalterungen sind an die Leisten geschraubt, denkbar einfach. Die Box ist 1 cm weniger lang als der Flügel und sie könnte ruhig noch einen halben cm kürzer sein, es geht so aber auch gut, die Spule hat etwas arg viel Spiel, was wegen der Spulenbremse aber nicht so stark auffällt.

Die Kippschalter und den Poti wollten wir vorn anbringen, die Box war aber zu dick, so dass wir alle drei im dünneren Deckel angebracht haben. Als letztes haben wir noch die Bremse montiert. Sie wird reguliert über einen alten Schubladenknauf :) Das funktioniert erstaunlich gut. Bei dem Set von Ashford ist nur eine Zugfeder dabei. Um die Bremse nicht wenn man zwischen den Drehrichtungen wechselt immer umlegen zu müssen habe ich noch eine zweite Zugfeder auf der anderen Seite der Bremse angebracht. Zugfedern gibt es übrigens echt günstig im Baumarkt und Nylonschnur auch. Das Ashford Bremsset hätte ich mir also sparen können, es hat aber auch nur 1,50 € gekostet. Ich habe keine Zugfedern gekauft, weil ich dachte ich hätte 2.

Vor der Verzierung

Soooo! Was ein Post :D Gut, dass ich wieder extra einen für den Prototypen gemacht habe. Es wird nämlich definitiv noch eine finale Version geben. Dafür wird der Arduino Uno durch einen kleineren Nano ausgetauscht und die Verbindungen werden alle gelötet. Ich werde noch zwei schönere Zugfedern kaufen und am allerwichtigsten: ich habe schon einen schnelleren Motor bestellt. 770 u/min sind immernoch zu wenig. Das ist in der schnellsten Stufe gerade schnell genug um damit zu spinnen. Außerdem ist der Motor wirklich laut. Ich habe jetzt direkt einen ohne Getriebe bestellt und direkt mit einer passenden Befestigung. Und ich hoffe, das wird auch auf die Lautstärke Auswirkungen haben. Ansonsten muss ich für einen schnellen, leisen Motor nochmal mehr Geld in die Hand nehmen.

Das Netzteil werde ich auch noch austauschen. Und dann schauen wir mal, ob wir den ganzen Holzkram vielleicht schöner hinbekommen. Da haben wir leider beide recht wenig Ahnung und vor allem viel zu wenig vernünftiges Werkzeug. Dafür finde ich, ist uns dieser Prototyp schon recht gut gelungen! Und wie ihr seht lässt es sich auch gut damit spinnen und zwirnen (die Fasern auf dem Bild sind nur leider etwas arg filzig). Vielleicht verwenden wir einfach dieselben Holzteile aber lackieren die bunt, das sollte genug ablenken ;) Beim Prototypen ist meine Verzierung auch eher prototypisch wie man sieht, aber Hauptsache ich hatte Spaß! :D

Wie auch letztes mal veröffentliche ich dann Code und Schaltplan im Post zum finalen Modell, solltet ihr Fragen haben, beantworte ich die wie immer gerne :)

Katharina

Schreibe einen Kommentar zu Onychophora Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

22 thoughts on “Spinnmeister 3000: Prototyp

  1. Molas

    Uff, wenn ich das so lese, dann merke ich, dass mein Studium wirklich schon ganz schön lange her ist.
    Da muss ich ganz schön denken.
    Toll, dass du es schaffst eine Wollwickelmaschine nach deinen Wünschen zu bauen.
    Und deine geplanten Optimierungen, die klappen bestimmt.
    Lg Iris

    Antworten
  2. Nadine

    Herzlichen Glückwunsch zum Spinnmeister 3000 Prototyp! Toll, dass du es so schnell hinbekommen hast. Ich freu mich schon auf die Präsentation des finalen Spinnmeister. Den werde ich auf jeden Fall nachbauen bzw. meinem Mann zum Nachbauen geben. ;) Oder ich wage mich doch selbst daran. So E-Spinner sind halt echt super praktisch und handlich.
    LG Nadine

    Antworten
    1. Katharina Beitragsautor

      :) Kannst ja mal vorbei kommen ;)
      Wenn man ne alte Bohrmaschine hat kann man sicher ein paar teile davon nutzen. Der Motor ist bestimmt nicht schlecht! Du kannst das aber nicht 1:1 übernehmen, falls das die Frage ist. Du willst ja zum Beispiel nicht einen Schalter gedrückt halten beim Spinnen. Aber der Motor und das Netzteil sind die teuersten Eletroniksachen, dicht gefolgt vom Mikrocontroller. Wenn du dich dafür interessierst kann ich dir nur raten dir so ein Arduino Einsteiger-Kit zu besorgen, da bekommt man sehr schnell ein Gefühl dafür was man so braucht und wie das alles funktioniert.

      Antworten
  3. Naehkatze Carola

    Ich bin immer wieder sprachlos, was du alles in der Freizeit anstellst. Vermutlich werde ich in naher Zukunft nicht anfangen zu spinnen, aber die Idee, ein einen elekrischen und damit zeitsparenden Wollwickler zu haben, finde ich schon sehr klasse. Ich bin schon überfordert, wenn ich Wollstränge aufwickeln muss. LG Carola

    Antworten
  4. Punktemarie

    Hallo liebe Katharina,

    endlich komme ich dazu Dir zu schreiben…. Ich bin ziemlich platt, was DU jetzt wieder gebaut hast… Man, was kannst Du eigentlich nicht?? Die Idee finde ich super und das es auch noch so gut funktioniert, klasse. Für mich wär das noch nix, denn ich möchte erstmal sicher im normalen, manuellen Spinnen werden und finde auch gerade das monotone Treten, wenn man des denn endlich gleichmäßig hinbekommt…. sehr entspannend und entschleunigend.

    Deinen elektrischen Wollwickler könnte ich mir dagegen irgendwann durchaus vorstellen. Denn ich geb Dir recht, wenn man große Mengen wickeln muss, ist die Handvariante echt ermüdend…. Mal sehen, wenn es soweit sein sollte, würde ich allerdings Deine Posts meinem Mann in die Hand drücken und ganz lieb bitte bitte sagen :-)

    Wünsch Dir viel Erfolg für Dein neues Gerät und bin gespannt, was Du als nächstes Dir ausdenkst :-=

    Viele liebe Grüße, Brigitte

    Antworten
    1. Katharina Beitragsautor

      Danke Brigitte :)
      Ich finde manuelles Treten auch sehr entspannend und möchte da gar nicht drauf verzichten. Deshalb habe ich den E-Spinner auch nur gebaut weil ich ihn gerne bauen wollte und nicht weil ich auf einem spinnen will.
      Der elektrische Wollwickler ist wirklich eine große Hilfe und oft im Einsatz. Alleine wenn man eine Spule frei machen muss, da dreht man sich ja wirklich einen Wolf!

      Antworten
  5. Sarah

    Ich nenne dich ab jetzt nur noch “Papa Taschenbier“ – seine Wunschmaschine ist ja wirklich ein Witz gegen deine spinnmeister 3000! Die kann sicher auch Wünsche erfüllen und explodiert hoffentlich nicht… toller Beitrag auch wenn ich vom spinnen keine Ahnung hab! Lg Sarah

    Antworten
  6. Pingback: Rosarí Rock und Mira Top | Fröbelina

  7. Pingback: Spinnmeister 3000 | Fröbelina

  8. Sylvia

    Hallo und vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung. Hätte da aber noch eine Frage zum Antriebsriemen. Wollte einen von Ashford nehmen, damit ich nicht so viel verschiedenen Händlern bestellen muss, aber dort gibt es sehr viele verschiedene…Auf was müsste ich da denn achten? LG Sylvia

    Antworten
    1. Katharina Beitragsautor

      Hallo Sylvia,

      gibt es wirklich verschiedene oder nur verschiedene Längen? Du solltest einen Antriebsriemen haben der zu deinem Flügel passt, das ist das Einzige das wichtig ist.

      Antworten
      1. Sylvia

        Es hat geklappt :-) Ich bin mega happy über den e-Spinner. Nun arbeiten wir aber auch an der 2. Version, was aber eher optische Gründe hat, weil der erste aus Restholz gefertigt wurde…Die Bremse war auch noch nicht optimal, lag aber daran, dass ich kein “echtes” Spinnrad habe und somit die Funktion erst beim Spinnen kapiert habe…Nochmal ganz lieben Dank für die Anleitung.

        Antworten