Vielleicht habt ihr schonmal von Solarfärben gehört, vielleicht nicht. Wie so oft, das das einfach ein fancy Name für ein ziemliches unfanciges Verfahren. Statt Wolle mittels Elektrizität (Kochplatte, Mikrowelle) zu erhitzen, um einen Färbung permanent zu machen, stellt man sie samt Färbeflüssigkeit für eine gewisse Zeit in der Sonne. Dort erhitzt sie sich langsamer und nicht so stark, braucht im Endeffekt aber nur länger um das gleiche Ergebnis zu erzielen. Man hat weniger Sauerei, die Gefahr des Verfilzens ist deutlich geringer und vor allem: man hat weniger Sauerei. Und habe ich schon erwähnt? Man hat weniger Sauerei ;) Die Nachteile sind, in meinen Augen vor allem, dass man nur kleinere Menge färben kann. Glaube ich zumindest ;) Je größer das Gefäß, desto weniger/ungleichmäßiger erhitzt sich die ganze Brühe. Außer man hat vielleicht was ganz flaches, wo sich Wolle und Wasser gut verteilen und das Wasser ne große Oberfläche hat. Aber dann braucht man wieder Platz und komische Gefäße. Habe ich beides nicht. Aber mal von Anfang an jetzt.
Ich war beim Färbetreffen meines Spinngruppe. Ja, sowas gibt es da und es ist suuuper :) Alle bringen was mit und normalerweise werden so 4-5 Färbungen parallel gemacht. Dabei kann man seine Wolle halt auf mehrere Töpfe verteilen und bekommt in kurzer Zeit viele schöne unterschiedliche Färbungen. Dort auf jeden Fall, bekommt man nicht nur viele schöne Farben, sondern auch tolle Tipps. Der Spinntreff ist in Punkto Tipps wirklich auch insgesamt gesehen echt super. Ich kann das nur empfehlen sich mit anderen auszutauschen, gerade wenn man so eine Hobby/Handwerk neu beginnt. Auf jeden Fall bekam ich den Hinweis, dass man mit Säurefarbe auch solarfärben kann. Und ich habe auch direkt Bilder gezeigt bekommen! Ooooohha!
Solarfärben wird meist nur im Zusammenhang mit Pflanzenfärben genannt, zumindest wenn man so im Internetz schaut. Und ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass das auch mit Säurefarben gehen könnte. Aber warum nicht? Ist ja immer dasselbe Prinzip mit der Farbe und der Hitze zum fixieren und so.
Also bin ich nach Hause gefahren und habe mir 1,8l Einmachgläser von Ikea bestellt. 4 Stück. Ein großes Glas hatte ich hier, da habe ich direkt mal was drin angesetzt. In so ein Ikea Glas passen circa 45 g Wolle gut rein. Schön ist, dass es dicht ist und man es zwischendurch mal schütteln kann, damit sich die Farbe besser verteilt. Bei meinem anderen Glas ging das nicht, wie ich herausgefunden habe ;)
Ich habe die aktuelle Färbung gerade fertig und immer ein bisschen mehr optimiert und hier kommt meine Zusammenfassung:Man fülle Wasser in ein Einmachglas, wie viel Wasser man nimmt ist für die Farbe egal, entscheidend ist das Farbe zu Wolle Verhältnis. Die Wolle sollte in dem Wasser schwimmen können, wenn man keine weißen Stelle will. Man kann das Glas erstmal halbvoll machen und später noch auffüllen. Doof ist zu viel Wasser, das man dann weg schütten muss, zu wenig Wasser bedeutet aber, dass die Wolle nicht schwimmt und die Farbe nicht überall hinkommt. In das Wasser dann einen Schuss Essigessenz, oder 2 oder mehr, lieber zu viel als zu wenig lautet die Devise. Man kann auch was anders saures nehmen (deshalb ‘Säurefarben’), Zitronensäure zum Beispiel, wenn man den Essiggeruch nicht mag. Je nachdem was man für ein Farbergebnis wünscht und wie viel Wolle man färben will, kommen jetzt ein paar wenige Gramm Farbe in das Glas. Das Ganze rühre ich dann um, so dass sich die Farbe schön auflöst. Grundsätzlich kann man hier aber machen wie man lustig ist. Man kann auch erst die Wolle rein geben und immer ein bisschen Farbpulver auf die aktuelle Lage machen, dann wird das ganze gesprenkelt.Die Wolle legt man, bevor sie ins Glas kommt, schon so etwa 30 Minuten in Wasser ein, so dass sie komplett durchnässt ist. Manche legen auch direkt in Essigwasser ein, aber ich denke die Wolle liegt später noch lange genug in dem Essig :). Ich habe noch nie probiert trockene Wolle zu färben, mir wurde berichtet, dass das Ergebnis dann nicht so kräftig ist. Ob das auch für eine so lange dauernde Solarfärbung gilt, weiß ich nicht. Ich habe aber beobachtet, dass wenn noch Luft in der Wolle ist, an die Stelle erstmal keine Farbe kommt, sprich das Ergebnis wird dann definitiv ungleichmäßiger.
Die Wolle kommt dann ins Glas. Eventuell kann man halt noch Farbpulver so zugeben, damit das ganze bunter wird, wie man lustig ist.
Dann Deckel zu und ab auf die Fensterbank. Die Wolle ist dann fertig, wenn das Wasser klar ist. Bei mir so nach 3-4 Tagen. Wenn die Sonne so richtig scheint wie hier in den letzten Wochen, reicht auch 1 Tag. Kommt halt auf Wetter an. Hat man zu viel Farbe verwendet wird das Wasser nicht klar. Wenn man das Glas ein bisschen dreht und wendet, sieht man aber gut wie viel der Farbe in der Wolle ist. Das Wasser wird auch nach der Zeit klarer bzw. transparenter (die Farbpartikel sind dann größtenteils in der Wolle nehme ich an), selbst wenn es nicht ganz klar wird. Irgendwann stagniert die weitere Klärung. Sozusagen :)
Wenn ich die Wolle dann rausgeholt habe, habe ich sie ein bisschen ausgedrückt, gerade wenn noch Farbe im Wasser war, dann kann man das Wasser nochmal benutzen für eine neue Ladung Wolle. Am besten gibt man dann noch etwas saures hinzu und bei Bedarf etwas mehr Farbe, wenn man das Wasser nochmal verwendet will.
Die Wolle muss dann noch ausgewaschen werden und darf dann trocknen. Richtig gut fand ich, dass sie wirklich überhaupt gar nicht angefilzt war, das passiert mir beim Färben im Topf nämlich immer.
Für das Problem, dass man immer nur so 50 g in einer Charge färben kann habe ich mir folgendes überlegt: Ich färbe absichtlich verschiedene Blautöne und verspinne die dann nachher einfach bunter miteinander, also mal ein Stückchen hell, mal ein Stückchen dunkel. Man nennt das Combospin. Alles hat so einen fancy Namen heute :D Hehe. Natürlich kann man sich auch genau notieren wie viel Wolle und wie viel Farbe in einem Glas war und eine Färbung genau so nochmal machen. Aber das macht mir persönlich keinen Spaß. Beim Färben saue ich gerne rum und lasse mich gerne überraschen. Ein riesen Spaß! Und super lustig ist es auch, sich die Wollgläser immer anzugucken und dabei zuzusehen, wie sich die Wolle langsam immer mehr färbt.
Meine Kollegin vom Spinntreff hat übrigens sogar 100g solargefärbt. In einer Auflaufform (glaube ich), abgedeckt mit Frischhaltefolie. Dunkle Deckel funktionieren nämlich nicht. Sie hat nen tollen Farbverlauf gefärbt, das geht dann ja echt gut, man muss ja nie umrühren.
Aber Achtung! Wenn einmal Säurefarbe in einem Gefäß war, dann sollte man da nicht mehr draus Essen, das ist ungesund! Und schädlich. Und beim mit der Farbe hantieren sollte man Handschuhe tragen und ne Atemmaske…. Handschuhe aber auf jeden Fall!
Die Säurefarben bekommt man bei mehreren bekannten Wollverkäufern. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit den Farben von Ashford gemacht. Die sind teuer. Ich habe auch günstigere hier, die ziehen bei Weitem nicht so schnell ein in die Wolle und das Wasser ist bisher noch nie ganz klar geworden, was dazu führt, dass ich mehr und länger auswaschen muss, und das wiederum führt bei mir zu mehr verfilzten Stellen. Da es die beim Solarfärben aber eh nicht gibt, ist das in meinen Augen hier nicht so tragisch.
So, ich bin wieder weg, es wartet ein riesen Berg Alpaka auf mich, aber dazu ein andermal!
Macht’s gut!
Katharina
Hallihallo dein Post kommt ja genau zur rechten Zeit. Finde ich ja wieder alles hochspannend. Vor allem wegen der detaillierten Fotoreihe. Während ich aktuell ziemlich blogfaul bin, bin ich nicht untätig und bereite gerade meine ersten Pflanzenfärbe Experimente vor. Die Anleitung zum Solarfärben habe ich mir bei http://wollenaturfarben.blogspot.de/2013/07/solarfarben-anleitung.html durchgelesen, dachte mir mhm ganz nett, aber der Hinweis auf potentielle Schimmelbildung hat mich doch abgeschreckt. Sah so aus als ob man die Gläser wochenlang zum Reifen hinstellt und bei Pech verwandelt sich die Wolle in Sauerkraut. Drei, vier Tage bei dir ist aber was anderes. Mit den Säure Farben begegnet mir das zum ersten Mal bei dir, da hielt ich die Hitze, Herd oder Mikrowelle, für unausweichlich. Die Wärme im Glas wird ja sicher nicht höher als 30°C , so auf der warmen Fensterbank, muss also tatsächlich lichtinduzierte Fixierung sein. Würde mich interessieren, wenn du nach einer Weile noch einen Nachtrag zur Haltbarkeit machen könntest, ob es ausgleicht, ausblutet oder wirklich so bombenfest wie beim Kochen ist.
Hi! :) Das freut mich :)
Den Post kenne ich auch und die erwähnte Schimmelbildung hat mich auch abgeschreckt. Und was das für eine Arbeit sein muss, den ganzen Kram wieder aus der Wolle rauszubekommen.
Ich denke schon, dass das mehr als 30 ° werden. Ich habe mal versucht rauszufinden, wie warm so ne Solarwärmeanlage wird, aber finde nichts. Ich weiß aber auch nicht, wie viel Grad man braucht, damit eine hitzeinduzierte Fixierung klappt und ich weiß nicht, was für Prozesse ablaufen, während des Färbens. Also keine Ahnung. Beim Spinntreffen wurde gesagt, dass man wenn man weniger Temperatur mit mehr Zeit wieder wett macht, aber keine Ahnung ob das echt stimmt. Ich werde die Wolle im Auge behalten. Der erste Eindruck war aber echt gut, da kam fast gar nichts mehr raus. Aber wer weiß, vielleicht ist die Farbe jetzt nicht lichtecht oder so. Ich behalte es im Auge und werde dazu was berichten :)
Und weiter geht’s… Ist das blaue bei dir so scheckig geworden, weil du pures Pulver reingesteckt hast?
Der Aspekt des nicht Verfilzens spricht mich gerade sehr an. Einmal habe ich bisher einen Kammzug gefärbt und es war zwar ganz nett, wie sich beim spinnen die Farben abgewechselt haben, aber ungefärbt gleiten die Fasern doch schöner auseinander. Daher habe ich danach doch lieber wieder erst gesponnen, dann gefärbt.
Musst dir vorstellen, wie hier jemand auf der anderen Seite des Internets voll mitfiebert, hihi.
Hehe, das finde ich gut :)
Ja genau, der scheckige war der erste. Da habe ich ein bisschen Wolle reingetan, dann direkt das Pulver auf die Wolle, dann wieder mehr Wolle, dann wieder direkt Pulver auf die Wolle. Ziiiiemlich spaßig :D
Ich hatte mit den Akmmzügen die ich mit Ahsford gefärbt habe echt weniger Probleme. Alle andere musste ich kardieren! Hat sich der Kardierer auch direkt gelohnt, hehe ;) Klingt alles auf jeden Fall, als solltest du das dringend mal selber probieren :)
So, nur um das mal zu Protokoll zu geben. Dieser Satz war der Tropfen ins übervolle Fass der gärenden Frage, ob ich auch eine Trommelkarde brauche. Bisher habe ich mich zurück gehalten, da ich mir aktuell Zeit und Muße fehlen, mich an Rohwolle vom Schäfer auszutoben. Die Vorstellung angefilzte Kammzüge wieder spinnbar zu bürsten, war aber zu verlockend und so wohnt Hero seit ein paar Tagen auch hier und ich habe mich schon durch einen Berg Wolle von meinem letzten Färbeanfall gekurbelt. Woolmakers sollte dir Provision zahlen. 😀 Grüße Lise
Na, dann bin ich ja froh mit geholfen zu haben! :) Viel Spaß mit dem Hero! Meiner kämpft sich gerade durch Alpaka! :D Der arme!
Spannend; merci für deinen Bericht; war absolut neu für mich.
LG von Susanne
Hallo liebe Katharina!
Das ist ja spannend! Die Kombi Solar+Säurefarben kannte ich auch noch nicht. Ich schließe mich an und hätte auch gern gewusst, wie sich die Farben im Langzeittest machen.
Diese Gläser – so aufgereiht in Himmelsfarben auf dem Fensterbrett in der Sonne – was für ein schönes Bild. Nur für den dekorativen Effekt müsste ich das nachmachen :)
Viel Spaß beim Verspinnen.
Liebe Grüße
Julia
P.S.: Ich habe auch wieder Alpaka auf der Spindel – momentan reizt mich das Handspinnen so sehr und ich fabriziere kilometerweise hauchzarte Singles, mal sehen was daraus werden kann…
Ich werde berichten :) ich bin auch echt gespannt :) Naja, zur Not färbe ich nochmal drüber.
Hehe, ja stimmt, ich habe schonmal so eine Deko aus Glasflaschen gesehen, die waren alle mit unterschiedlichen farbenen Flüssigkeiten gefüllt. Man kann das sicher auch als Kunst verkaufen ;)
Das klingt klasse mit dem Alpaka und ich bin echt gespannt was du daraus machst :)
Wie passend :*
Mit fertig gesponnener Wolle geht das bestimmt auch??
Wolle: check.
Ashford: check.
Weckgläser: check.
Bis jetzt hat mich nur die Sauerei halt abgehalten ;)
Liebe Grüße!
Sandra
Klar! Wie cool! Ich bin schon echt gespannt! :)
Hallo liebe Katharina,
toller Bericht und super spannend :-) Ich kannte bisher auch nur Solarfärbung mit Pflanzenfarben bzw. direkt mit Pflanzenteilen. Daher habe ich mich bisher auch davon ferngehalten, denn ich hab da auch oft gelesen, es stinkt und es kann schimmeln. Aber so wie Du das erzählst, klingt es toll. Ich seh schon, irgendwann fang ich auch an mit spinnen und färben… aber im Moment versuche ich mich noch zu beherrschen… komme ja so schon nicht dazu, alles, was ich möchte, umzusetzen…
Aber so hast Du noch was Zeit, vorzuarbeiten :-) und ich kann dann Deine gesammelten Erfahrungen nutzen :-)
Viele liebe und ein schönes Wochenende,
Brigitte
Hey Brigitte!
Mit jedem deiner Kommentare klingt es ein bisschen mehr so, als würdest du dich bald nicht mehr beherrschen können :D Ich bin gespannt :)
Vom Färbechemischen betrachtet kann man eigentlich nicht Temperatur durch Zeitdauer beliebig ersetzen. Ich bin also auch gespannt auf deine Langzeitergebnisse bezüglich Licht- und Farbechtigkeit. Ich kann mir vorstellen, dass das bei unterschiedlichen Farben unterschiedlich gut funktioniert?! Gut jedenfalls, dass du auf Handschuhe und Mundschutz hinweist. Dann kann man das auch gut Zuhause durchführen. Spaß macht es auf jeden Fall!
LG, Bele
Ich bin jetzt auch echt gespannt! :) Kann schon sein, dass das mit unterschiedlichen Farben unterschiedlich gut geht. Ich glaube ich muss noch mehr aufsetzen, damit ich für meine Leser mehr Experimentdaten liefern kann, hehe :)
Unbedingt!
Hey :) Du machst echt spannende Sachen! Ich fand es total interessant, deinen Bericht zu lesen! Ich hab vorher nämlich noch nie etwas vom Solarfärben gehört. Gerade der Aspekt mit der geringeren Sauerei hört sich sehr überzeugend an. Die gefüllten Färbegläser sehen auch total schön aus in der Sonne.
Und jetzt bin ich natürlich schon sehr gespannt darauf, was du aus der Wolle strickst! :)
Liebe Grüße
Christiane