Weiter geht es mit der Suche nach warmen, gestrickten Handschuhen. Mittlerweile war es richtig kalt und es hat geschneit wie ich es vorher noch nie gesehen habe. Im Schwedischen gibt es mehr Bezeichnungen für Schnee als im Deutschen und ich sehe auch wirklich Unterschiede. Gerade beim Schaufeln 😁 . Ich brauche also Handschuhe. Und weil meine Finger so lang sind ist es schwierig welche zu kaufen, also stricke ich sie selbst.
Die Thrummed Mitts waren kein Kracher und ich ziehe sie kaum an. Zumindest nicht mehr seit ich gefilzte Fäustlinge habe, die wirklich wind- und wasserdicht sind. Ich habe sie nach der Anleitung Polar Paws von Garnstudio gestrickt. Allerdings habe ich den Schaft kürzer gestrickt und dafür nach dem Filzen ein Bündchen angestrickt. Ich bilde mir ein dass die Handschuhe dadurch etwas weniger nach Ofenhandschuhen aussehen 😊.
Verwendet habe ich, wie in der Anleitung vorgesehen Drops Lima in der Farbe Meeresgrün. Ich habe ziemlich genau 100 g Garn verwenden, wenn man die Bündchen nicht anstricken will braucht man eher mehr. Um die Bündchen anzustricken habe ich in den Rand der Handschuhe Löcher mit einer Metallstricknadel gestochen und die Maschen dann mit einer kleinen Häkelnadel aufgenommen.
Um halbwegs abzuschätzen wie lang die Handschuhe vor dem Filzen gestrickt werden müssen, damit meine langen Finger hinein passen habe ich natürlich keine Maschenprobe gestrickt und gefilzt. Dafür bin ich viel zu faul. Bei Garnstudio gibt es aber Angaben dazu wie die Maschenprobe vor und nach dem Filzen für jedes Garn circa ausfällt.
Die Handschuhe haben sich toll meiner Handform angepasst! Richtig dick sind sie geworden! Ich dachte mir vor dem Filzen: viel hilft viel und habe bei 40° mit ordentlich Waschmittel und einem Handtuch bei einem 2 Stunden Programm gewaschen. Vorher habe ich eine Plastiktüte in die Daumen gestülpt, wie in der Anleitung beschrieb. Raus kamen 2 winzige Handschuhe mit großen Daumen 😁. Ups! Ich habe versucht die Handschuhe größer zu zerren, ein bisschen ist mir das gelungen, als die Bündchen an gestrickt waren sahen sie dann tragbar aus.
Die Daumen haben sich durch die Plastiktüten nicht so stark zusammengefilzt und sind dadurch etwas dünner. Nach 2 mal tragen passten die Handschuhe dann gut, ich habe sie fast immer an, wenn ich das Haus verlasse.
Ich wusste ja nicht, dass diese Handschuhe perfekt sein würden und so habe ich noch eine andere Technik ausprobiert, auf die mich eine liebe Leserin aufmerksam gemacht hat: tvåändsstickning, twined knitting oder twining im Englischen. Auf Deutsch wäre das etwa ‘Zwei-enden-stricken’.
In Schweden, beziehungsweise in ganz Skandinavien ist das eine größere Sache. Man kann mit dieser Technik besonders widerstandsfähige, wasser- und winddichte und unelastische Stoffe herstellen. Es gibt viele Videos dazu wie man das macht im Netz, hier ist eins von Arne und Carlos.
Der Hemslöjdens Verlag hat aber auch ein Buch von der Karin Kahnlund herausgegeben. Die hat einen Meistertitel im Stricken! Wie cool! 😁 Die ist auf jeden Fall die Tvåändsstrickerin schlechthin! Das Buch habe ich mir hier in der Bibliothek ausgeliehen.
Hier eine kurze Zusammenfassung zur Technik:
Man strickt mit 2 Fäden und verdreht dabei nach jeder Masche die beiden Fäden auf der Rückseite immer in die gleiche Richtung. Und das war es auch schon! Durch das ständige Verdrehen strickt man nicht continental, wie in Deutschland ja üblich (und auch am besten wenn ihr mich fragt 😛), sondern English. Man hält die Fäden nicht fest, sondern wickelt sie mit der rechten Hand um die Nadel. Die linke Hand macht also nichts außer die Nadel zu halten. Nach ein paar Maschen muss man immer wieder die Garne entdrehen, weil man halt die beiden Fäden immer in die gleiche Richtung verdreht. Dadurch und dadurch, dass man so sehr fest strickt braucht man ewig. Es gibt dann noch Anschlagstechniken extra für diese Art zu stricken und verschiedene Arten Zu- und Abnahmen zu stricken, aber das ist alles kein Hexenwerk. Insgesamt war ich etwas enttäuscht, dass sich nicht etwas spezielleres unter dem Namen verbirgt.
Es ist etwas schwierig Anleitungen für tvåändsstickade Handschuhe zu finden. Im Buch gibt es zwar welche, aber ich hatte kein passendes Garn. Und die waren auch direkt mit Daumenzunahmen, und ich wollte ganz einfache Handschuhe stricken. Ich bin also wie folgt vorgegangen:
Ich habe mit 2 Farben Drops Lima gestrickt und mit Nadel 3,5 68 M nach dieser Technik angeschlagen. Meine Maschemprobe betrug circa 32 M = 10 cm. Dann habe ich bis zum Daumenloch in der Runde gestrickt, dann das Daumenloch über 11 M gestrickt. Einmal über die 11 ersten, einmal über die 11 letzten, jeweils für den rechte und linken Handschuh. Für die Spitze habe ich 4 Maschen in jeder Runde abgenommen bis noch 8 M über waren.
Die Daumen habe ich dann über 24 M gestrickt.
Aus den Anschlagsfäden habe ich Kordeln nach einer Anleitung in dem Buch gemacht und die Handschuhe dann in warmes Wasser gelegt und von innen etwas angefilzt.
Zwischendurch habe ich noch Handschuhe nach dieser Technik für meine Tochter gestrickt, die dann allerdings ohne Daumen und mit normalen Bündchen.
Die fertigen Handschuhe gefallen mir optisch nicht so gut. Sie sind auch etwas arg unförmig und dadurch, dass die keine Bündchen haben rutschen sie bei mir zu schnell von den Händen. Ich bin aber echt überrascht wie viel wärmer sie sind als meine zweifarbig gestrickten Handschuhe aus demselben Garn. Selbst bei -6°C hatte ich noch warme Hände. So warm wie die gefilzte Handschuhe sind sie dann aber doch nicht und nicht so wasserdicht. Dafür aber deutlich weicher und nicht so steif. Und meine Tochter zieht nur noch diese Handschuhe an.
Die neue Technik zu lernen war erst sehr lustig, das Stricken wurde aber schnell sehr langweilig, ich habe sooo enorm lange gebraucht und es passiert ja nichts neues bei so Handschuhen.
Mein Handschuh Ranking für diesen Winter sieht also wie folgt aus:
Platz 1: gefilzte Fäustlinge
Platz 2: tvåändsstickade Fäustlinge
Platz 3: thrummed Fäustlinge
Jetzt kann es gerne wieder wärmer werden 😊
Machts gut!
Katharina
Ich habe noch nie etwas gefilzt; jedenfalls nicht mit Absicht, : ).
Ist dir aber gut gelungen und bei der Winterkälte sicher angenehm.
Ich komme ja mit Fäustlingen nicht zurecht; ist mir zu wenig Bewegungspielraum.
Die andere Methode klingt interessant, wobei man wahrscheinlich nur im Schneckentempo vorankommt; das wäre auch wieder nichts für mich, :).
Deine Arbeiten sehen aber sehr hübsch aus.
Herzliche Grüße von Susanne
Danke für den Kommentar Susanne. Das war auch bei das erste Mal dass ich etwas gefilzt habe. Ohne Fäustlinge bekomme ich bei Minusgraden zu schnell kalte Finger und ich glaube ich habe mich mittlerweile einfach daran gewöhnt meine Finger nicht richtig bewegen zu können..
Hier ist der Schnee getaut; heute zeigt das Thermometer sogar 10 Grad plus… Aber irgendwann ist wieder Winter und da kann man Fäustlinge gut gebrauchen; und wenn man wie Du vermutlich gerade viele Schneemänner und Schneebälle formen muss, sollten sie auch wasserdicht sein. Ich bin immer wieder erstaunt, was es alles für Techniken gibt und auf wie viele verschiedene Art und Weisen man ein Kleidungsstück herstellen kann. Spannend! Schöne Farben hast Du ausgesucht. Da werde ich fast ein wenig sentimental, dass der Winter hier ist. Liebe Grüße Manuela
Danke Manuela,
hier soll es jetzt auch wärmer werden, noch liegt aber eine dicke Schneedecke :)
… dass der Winter hier vorbei ist… wollte ich schreiben.
dachte ich mir schon :) Ich freue mich dieses Jahr mal zur Abwechslung richtig auf den Frühling und Sommer :)
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