Vielleicht erinnert ihr euch: im Sommer habe ich das neuste Schnittmuster von Colette vorab vernähen dürfen. Rue heißt es, ein Kleid mit engem Oberteil und ausgestelltem Rock. Das vordere Oberteil besteht aus 2 Teilen, so dass eine nette Nahtführung entsteht. Das Kleid saß nicht ideal, aber so wie es auch an dem Model auf den Produktbildern saß. Kurz nachdem der Schnitt veröffentlicht wurde hagelte es Kritik für Colette. Die hatten in der Zwischenzeit nämlich einen Blogpost veröffentlicht in dem Sarai ihre Version des Kleid zeigte, das anders saß als auf den Produktbildern. Die Naht verlief unterhalb der Brust und insgesamt saß das Kleid deutlich enger. Dann wurde das Kleid noch bei einer sewing bee Nähchallenge von pattern review von Leuten genäht, die sich gut auskennen mit Nähen und Passform und nachdem die sich dann beschwert hatten und im Großteil schlechte Reviews geschrieben haben hat Colette das Schnittmuster vom Markt genommen, dazu etwas auf dem Sewalong Blog gepostet, überarbeitet und einige Wochen später mit neuer Oberteilversion veröffentlicht. Dazu gab es einen Post mit einer Entschuldigung, Erklärung und Gelobung der Besserung.
Ich habe davon erst etwas mitbekommen, als der Post auf dem Colette Blog erschien. Dann habe ich mich etwas eingelesen. Die Kritik am Schnittmuster war in meinen Augen berechtigt und ich fand es super, dass Leute sie geäußert haben. Ich fand es aber auch gut, wie Colette sich dann verhalten hat.
Teilweise fing an dieser Stelle die Kritik bei manchen Leuten dann erst an. Ich hatte den Eindruck, dass manche es schlimm fanden, dass Colette einen Fehler eingesteht und korrigiert. Es wurden Sachen gesagt wie : “Wenn die Leute bei Colette sich jetzt Hilfe holen müssen, dann haben sie von Anfang an keine Ahnung gehabt was sie da taten”. Und ich möchte da jetzt gar keine Diskussion zu lostreten, ich möchte dazu nur etwas Generelles sagen.
Ich denke, dass wenn jemand einen Fehler eingesteht, sich entschuldigt und den Fehler korrigiert, es keinen Grund mehr gibt denjenigen weiter für dieselbe Sache oder sogar für die Entschuldigung an sich zu kritisieren. Das sendet das falsche Signal. Jeder macht Fehler, Fehler sind unvermeidbar. Das Gegenteil von “Fehler machen” ist nicht ” keine Fehler machen” sondern “gar nichts machen”. Wenn wir auf Leuten rumhacken, die offen mit ihren Fehlern umgehen, werden andere Leute abgeschreckt überhaupt was eigenes und neues zu versuchen und ihre Angst davor zu überwinden etwas zu erschaffen und sich damit öffentlich zu zeigen. Dass sich jemand Hilfe holt, weil er einsieht etwas alleine nicht mehr zu schaffen, ist eine gute Sache und es ist sicher schwer sich das einzugestehen.
Was auch immer man jetzt von Colette denkt, ob man weiter deren Schnitte kauft oder nicht, man sollte ihren Schritt respektieren, das war sicher nicht einfach, aber in meinen Augen das einzig richtige und ich würde mir wünschen mehr Unternehmen und Menschen würden so handeln. Weil meistens, so mein Eindruck, werden solche Fehler einfach unter den Teppich gekehrt, runtergespielt oder man macht Leute dafür verantwortlich, die weiter unten in der Hierarchie stehen. Auch wurde ja an keiner Stelle verlangt, dass man Colette verzeiht, jeder darf das eben für sich selbst entscheiden.
Ich hatte übrigens beim Vornähen den Eindruck ernst genommen zu werden, ich wusste dass ich ein bereits fertiggestelltes Produkt ‘teste’ und ich habe versucht ehrlich und sachlich zu kritisieren was mir nicht gefallen hat. Dinge die ich an der Anleitung kritisiert habe wurden ausführlicher im Sew Along besprochen.
Gut, gut gesessen hat das Kleid jetzt trotzdem nicht so richtig ;) Aber das war auch nicht das erste mal, dass etwas bei mir nicht ideal gesessen hat. Ich habe besonders den etwas abstehende Ausschnitt darauf geschoben, dass der Schnitt für andere Schultern konstruiert ist. Wäre mir bewusst gewesen, dass es nicht (nur) an mir, sondern auch am Schnitt liegt, hätte ich das offen geschrieben.
Und weil ich es jetzt wirklich wissen wollte und einen tollen bunten Karostoff gekauft habe, habe ich die neue Version von dem Kleid getestet. Danach hat mich übrigens niemand gefragt oder sowas, das war alleine meine Idee.
Die neue Version kann sich jeder runterladen, Oberteile und Ärmel sind komplett neu. Ich habe ein erstes Probeteil in Größe 2 genäht und zumindest der Ausschnitt lag direkt an. Dafür waren mir die Ärmel deutlich zu eng, der Rücken nicht breit genug und die Höhenverhältnisse von den beiden vorderen Oberteilen stimmte auch noch nicht so ganz. Allerdings verlängere ich ja auch immer, ich musste aber das untere Teil deutlich weniger verlängern (1.5 cm) als das Obere (2.5 cm) als ich das normal tue, damit die Naht unterhalb meiner Brust verlief. Das Rückteil habe ich ebenfalls um 4 cm verlängert und die Spitze des vertikalen Abnähers um 2.5 cm nach oben verschoben
Die Verlängerungslinien sind verwirrend finde ich. Es gibt eine auf dem oberen Vorderteil und ein auf dem unteren Vorderteil, und eine am Rückenteil. Ich denke das sind keine Verlängerungslinien im eigentlichen Sinne, sondern Verschiebungslinien. Wenn die Naht weiter unter sitzen soll verlängert man an der einen Linie und verkürzt an der anderen. Hier ist das ganze erklärt. Die obere Verlängerungslinie ist dann aber gleichzeitig auch zum tatsächlichen Verlängern da, siehe hier. Aber auch da gerät Verschieben und Verlängern durcheinander finde ich.
Um mehr Weite an den Oberarmen und auch an den Ellbogen zu bekommen habe ich ein Full Biceps Adjustment gemacht. Klingt das nicht gut? :D Der Ärmel war nicht nur am Oberarm zu weit, ich konnte meinen Ellbogen auch nicht richtig beugen und so habe ich ihn insgesamt verbreitert.
Dann habe ich ein zweites Probeteil gemacht. Die Ärmel waren gut, aber ich hatte zu wenig Stoff am Rücken und unter den Achseln. Ich habe mir dann ein paar Adjustments im Internetz angesehen und im Endeffekt folgendes gemacht: An den Oberteilteilen den Armauschnitt etwas nach unten verlängert und dafür den Armausschnitt angepasst, so dass mehr Stoff am Rücken ist. Dann noch die Seitennaht direkt unter Achsel bei Vorder- und Rückenteil so verändert, dass auch da mehr Stoff ist. Dann noch ein Probeteil gemacht. Ganz behoben war das Gespanne am Rücken nicht, aber meine Motivation war schon so im Keller, dass ich das dann nochmal ein bisschen angepasst habe auf dem Papier und zugeschnitten habe. So toll, war der Stoff dann nämlich doch nicht .. ;) Okay und so gut sind meine Nerven auch doch nicht ;)
Der Stoff ist ein Flanell von ebay. man sieht im das Flanellige nicht an, aber die Innenseite ist angeraut. Etwas elastisch ist der Stoff auch, im schrägen Fadenlauf umso mehr, so dass ich die Seitennähte nochmal etwas anpassen musste.
Ich hatte nur 2 m Stoff, so dass mein Pattern-Matching nicht überall genial geklappt hat, aber zumindest sieht alles symmetrisch aus und die Seitennähte vom Rock passen auch gut aufeinander, die Ärmel sind allerdings nicht so symmetrisch. Ich musste mich entscheiden zwischen kurzen symmetrischen Ärmeln und langen unsymmetrischen und es sind die langen geworden. Das Kleid soll für die Übergangszeit sein, der Flanell ist zu warm für den Sommer. Und im Winter Herbst und Frühling trage ich entweder Kleider mit Ärmeln oder Kleider ohne Ärmel mit Strickjacke.
Weil es ja kein Sommerkleid werde sollte habe das Kleid komplett gefüttert, beide Kleider sind am Ausschnitt verstürzt. Es sind im Schnitt extra Futterschnittteile dabei, ich habe aber nur die Futterrockteile verwendet, weil ich keine Lust hatte das Futteroberteil anzupassen. Ich habe den Ausschnitt undergestitched, so dass man das Futter von der rechten Seite nicht sieht.
Das Futter ist dunkelblau und aus Viskose, nichts dolles. Aber enorm unelastisch, so dass ich ein bisschen aufpassen musste mit meinem etwas elastischen Oberstoff.
Weil ich gefüttert habe habe ich nur die Rocknähte von Futter- und Oberstoffkleid inklusive der Naht unterhalb vom Reißverschluss und die Ärmelnähte (die Ärmel sind ungefüttert) französisch gemacht. die Nähte im Oberteil sind alle unversäubert, bzw. mit der zickzack Schere versäubert. Ich habe die beiden Oberteile am Ende im Nahtschatten der Taillennaht zusammengenäht. Allerdings nur an zwei Stellen. So ist gewährleistet das niemand meine unversäuberten Nähte jemals sieht ;)
Französische Nähte finde ich übrigen sehr angenehm, wenn man Muster näht, dann hat man 2 Versuche es richtig hinzubekommen, dass alles passt :) Es sind Nahttaschen im Schnittmuster enthalten, die ich auch verwendet habe.
Der vordere Rockteil besteht eigentlich aus 3 Teilen, 2 Seitenteilen und einem Mittelteil. Ich weiß nicht genau warum. Fadenlauf oder sowas? Der Rock ist nicht komplett gerade aber auch kein Tellerrock, keine Ahnung. Weil ich ja jetzt eh nicht so viel Stoff hatte und mir das Muster aneinander anpassen sparen wollte, habe ich beide Schnittteile zusammengeklebt und ein großes vorderes Rockteil ausgeschnitten. Hat gut funktioniert :)
Wo mir das Abstimmen des Musters auch nicht ganz gelungen ist ist an der hinteren Mitte. Da musste ich mich entscheiden, ob ich die Taillennaht in einer Flucht haben wollte, oder das Muster. Ich habe mich für die Taillennaht entscheiden und bereue nichts ;)
Ich habe nicht viel von Hand genäht. Die Säume sind alle samt mit der Maschine gemacht, nur das Futter ist von Hand an die Armlöcher genäht, da ich das beim letzten Kleid mit der Maschine, wie es in der Rue Anleitung steht, nur mit viel viel schimpfen und auch nur zu 3/4 geschafft habe. Ich habe mir den Stress erspart und diesmal direkt mit ein paar Handstichen das ganze fertiggestellt.
So, fehlt noch was ? :) Ich glaub nicht! Insgesamt bin ich mit dem Kleid zufrieden und es sitzt auch besser als ich in meiner pessimistischen Stimmung gedacht hatte :) Ich würde sagen da kann noch so 1 cm Stoff an den Rücken, aber ich kann auf jeden Fall alle Bewegungen ausführen und das Kleid ist tatsächlich gemütlich. Wie man sieht ist das Oberteil weiter als ich es sonst schonmal trage und ich habe deshalb auch sofort zum Gürtel gegriffen, aber mir gefällt es auch ohne :) Die Weite hatte ich so ja geplant und vom Tragekomfort her ist das schon wirklich netter, gerade wenn man so den ganzen Tag am PC hängt irgendwie, da sind auch die weiteren Ärmel ganz klasse.
Im Vergleich zur ersten Version sitzt dieses Kleid auf jeden Fall deutlich besser und ich kann mir vorstellen, dass die Änderungen, die ich jetzt machen musste, tatsächlich daher rühren, dass mein Körper nicht der Norm entspricht. Dass ich zu wenig Stoff am Rücken habe, passiert mir öfter und den Full Biceps Adjustment musste ich natürlich wegen meiner großen Bizepse machen, ich gehe ja auch schließlich zu Kieser :D Haha, ne, ich trainiere zwar wirklich (kein Spaß!), aber den meisten Leuten, die Arme haben ist der Ärmel bestimmt zu eng!
So, mehr kann ich euch zu dem Schnitt jetzt nicht sagen. Ich habe mich bemüht alles so aufzuschieben wie ich es empfunden habe, so dass sich jetzt jeder seine eigene Meinung bilden kann. Wie auch imemr die aussieht, denkt dran: seid nett zueinander. Und seid vor allem nett zu mir! ;)
Für Anfänger würde ich den Schnitt jetzt sowieso nicht empfehlen, durch die Paneele und Ärmel kommt man um ein Pobeteil nicht herum und es gibt viele Nähte und ein paar friemelige Stellen, das Kleid wird komplett unterfüttert, nee, da gibt es Schnitte, die sind belohnender sage ich mal! :)
Und damit wünsche ich euch einen schönen MeMadeMittwoch :)
Katharina
Guten Morgen,
So gefällt mir das Kleid wirklich besser. :) Ich meine mich zu erinnern, dass ich das bei deiner ersten Version nicht so ideal fand.
Auf jeden Fall ist das jetzt ein ganz tolles Kleid, was Lust darauf macht es selber zu nähen. :) und offenbar gibt es jetzt eine Verbesserte Version des Schnittes.
Ich werde übrigens auf solche “Probleme” und “Kritiken” immer erst durch dich Aufmerksam und lese mich dann quasi ein, wenn alles schon vorbei ist. Ich sollte wieder öfter Blogs lesen ;-)
Mir gefällt der Stoff sehr gut. Das Karo ist fröhlich und macht irgendwie Lust auf Frühling. In meinen Augen hätte es auch als Sommerkleid durchgehen können.
Tolles Outfit
LG Dana
Danke Dana :) Ich krieg das normal auch alles nicht mit. Ich glaube viel läuft da über Instagram und Facebook, bah! :) Ja, der Stoff ist von den Farben her echt sommerlich, aber ich glaub Flanell wäre einfach zu warm für hier.
Hallo liebe Katharina,
ich bin immer wieder fasziniert, mit welchem Ergeiz Du Dich in die Schnittmuster reinfuchst und bestehende Probleme dann geschickt löst… Ich finde das immer kompliziert, denn man muss ja erst mal rausfinden, worin genau der Fehler besteht, wenn es irgendwo Falten gibt oder irgendwo spannt… Irgendwann werde ich mich da auch ranwagen. Toll, dass Du das immer so ausführlich schreibst, da nimmt man immer was mit :-)
Das Kleid steht Dir übrigens super, der Stoff ist toll, diese Farbe, klasse. Drück Dir die Daumen, dass Du es noch oft tragen kannst.
Viele liebe Grüße, Brigitte
P. S. Dein Label sieht super aus, verrätst Du mir, wo Du die hast produzieren lassen ? Brauche auch neue und die gefallen mir echt gut :-)
Dankeschön liebe Brigitte :) Es freut mich, dass dir meine Posts gefallen, ich gebe mir damit viel Mühe und da ist es schön zu hören, dass das auch ankommt :)
Neee, ich war mit den Begleitumständen bei der Labelbestellung nicht zufrieden. Man musste ein Konto anlegen und dann wurde mir mein Kennwort im Klartext zugesandt woraufhin ich eine Mail-Diskussion mit denen hatte, die auch nicht so nett war und mich so dargestellt hat als wäre ich paranoid. Die Lieferung hat dann nicht geklappt und musste nochmal gesendet werden. herrje. Ich habe aber gutes über Dutch Label Shop gehört, da würde ich es jetzt als nächstes mal probieren.
Ich liebe ja deine ausführlichen und unverblümten, aber nie respektlosen Schnittbesprechungen und die Arbeit, die du in das Kleid gesteckt hast, hat sich gelohnt; sieht sehr hübsch an dir aus und trägt sich durch den Stoff bestimmt sehr angenehm.
LG von Susanne
Mal wieder ziehe ich meinen Hut vor deiner Geduld, mit 2 Probemodellen so viele Schnittanpassungen zu machen.
Das Kleid sieht gut aus! Passt schön und mit den frischen Farben ein tolles fröhliches Kleid für den noch kalten Frühling!
Zu der Kritik gegenüber Colette kann ich nicht viel sagen, weil ich das nicht mitbekommen habe. Aber grundsätzlich stimme ich dir zu, dass man nicht auf Leuten herumhacken soll, die einen Fehler gemacht und ihn dann eingesehen und korrigiert haben.
Viele Grüße
Sandra
Toll schaut das Kleid aus.
Ich finde die Farben auch so schön fröhlich.
Lg Iris
Ich glaube, du hast echt das Beste aus dem Schnitt gemacht und du hast viel gemacht. Mir gefiel das Schnittmuster von Anfang an nicht, egal an wem ich es sah und ich weiß auch nicht, was daran retro sein soll, wenn man mal von dem weiten Rock absieht. Deinen Flanell finde ich übrigens sehr schön, wären ganz meine Farben, ich finde hier nur so klassische Karostoffe in gedeckten Farben. LG Anja
Heute kommst Du wieder ganz als Frühingsbotin daher, schaut klasse aus. Toller SToff und der Effekt mit den Teilungsnähten gefällt mir sehr gut. Tolles Innenleben hat Dein Kleid, richtig edel! LG Kuestensocke
Liebe Katharina,
zunächst einmal finde ich es toll, dass Du dieses Thema noch einmal aufgreifst, obwohl ja auch Du Stoff und Zeit mit dem ersten Rue-Kleid verloren hast. Ich finde, dass Du hier immer sehr ehrlich bist und Du legst auch heute Deine Meinung wieder sehr freimütig dar. Ich bin nun ganz anderer Meinung und möchte sie hier einmal diskutieren.
Ich möchte nicht sagen, dass ich nie etwas von Colette nähen würde, denn vielleicht gehen sie ihre Probleme ja irgendwann einmal an, aber im Moment würde ich das tatsächlich nicht tun. Rue war nur der ominöse Tropfen im Fass, vorher gab es ja schon die vielen anderen Schnitte, die nicht in Ordnung waren – Sencha ist ein ganz früher Schnitt, mit Aster, Dahlia und Wren gibt es viele Probleme und York aus der Seamwork Reihe möchte man auch niemandem empfehlen.
Dazu kommt, dass die Fehler bei Rue (und den anderen auch) nun eben nicht auf schlechter Organisation basieren, sondern auf mangelndem Verständnis von Schnitttechnik. Wenn eine Firma nach 8 Jahren im Schnittmustergeschäft jemanden kommen lassen muss, um sich zu erklären, was ein Abnäher ist und wozu er dient, und dass nur ein korrekter Armausschnitt einen korrekten Ärmel zulässt, dann zweifle ich an der Kernkompetenz. Ich denke, daher kam die Häme wegen der auswärtigen Experten.
Noch jetzt im Januar konnte man auf ihrem Blog in einem Artikel über “20 Dinge die ein Anfänger wissen muss” jede Menge sachlich falsches zu Techniken und Material finden – bei einer Firma, die “sewing patterns that teach” als Untertitel trägt. Ich bin deswegen so sauer, weil ich es mir als potentieller Kundin gegenüber als respektlos erachte, mir so einen Unsinn zu präsentieren und dabei nur auf die Qualität der Photos zu achten – Hauptsache es schaut gut aus.
Bei Colette stimmt die Verpackung, aber bei vielen anderen Indies stimmt auch der Inhalt (Closet Case Files, Sewaholic usw.) und Colette kratzt mit an deren Reputation, weil die Indie Labels gerne mal in einen Topf geworfen werden. Dazu kommt, dass viele Blogger Indie-Schnitte über den Klee loben (siehe auch Anna von By Hand London, wo nicht einmal die Schnittteile zueinander passen, aber die Kritiken alle voll des Lobes sind), aber mächtig überarbeitet haben, um überhaupt etwas vorzeigbares zu erhalten.
In diese von vielen empfundene allgemeine Unehrlichkeit kam dann die Entschuldigung/Erklärung von Sarai, die Fehler hätten aus schlechten Arbeitsprozessen resultiert. Und das stimmt einfach nicht. Ich bin dann als potentielle Kundin und damit angesprochener Leserkreis damit konfrontiert, dass Sarai dies entweder nicht verstanden hat und somit von ihrem Job recht wenig versteht oder dass ich gerade angelogen wurde. In beiden Fällen ist mein Vertrauen dahin.
Und ich finde es unheimlich schade, dass offensichtlich so viele Blogger davor zurückschrecken, Probleme anzusprechen, oder – wie es der Autorin von a fashionable stitch ergangen ist – ihre Kritik zurückziehen, weil #girlssupportgirls. Das ist kein offener Umgang miteinander und ich habe das Gefühl, dass Colette sich als Opfer inszeniert. Ich weiß, dass gomi verschrieen ist, und in vielen threads auch völlig zurecht, aber die Näh-Ecke ist eigentlich sehr sachlich und sogar konstruktiv. Allein die Tatsache, dass die Debatte hauptsächlich dort geführt wurde, anstatt in den Blogs (und auf pattern review nur weil dort der Wettbewerb stattfand), spricht Bände.
Hallo Sophie,
danke für deinen ausführlichen Kommentar und auch für deine Meinung.
Gut, ich verstehe deinen Punkt. Ich habe keine großen Erfahrungen mit Schnitttechnik und erkenne nicht, ob die Fehler von einem mangelnden Verständnis von Schnitttechnik herrühren. Woran machst du das denn fest? Gibt es da so grundlegende Dinge auf die man achten kann, bevor man zuschneidet? Ich achte z.B. drauf dass die Nähte alle zusammenpassen längentechnisch, das war bei Colette immer in Ordnung.
Also woher siehst du, dass Colette nicht weiß wozu ein Abnäher dient und dass sie nicht wissen, dass nur ein korrekter Armausschnitt einen korrekten Ärmel zulässt?
Den Artikel auf dem Blog habe ich mir angeschaut. Kannst du mir vielleicht sagen, an welchen Stellen da etwas sachlich falsch ist? Für mich sieht das alles okay aus. Aber wie gesagt, ich bin ja nun auch wirklich kein Experte und würde mich freuen was dazu zu lernen.
Ich denke dass viele Blogger die Schnitte loben liegt eher daran, dass die Anleitungen im Vergleich zu den Big4 verständlicher sind, nicht daran, dass die Schnitt toll sitzen. So ist es zumindest bei mir. Burda sitzt, aber man braucht viel mehr Vorwissen um etwas Vorzeigbares zu produzieren.
Eine allgemeine Unehrlichkeit empfinde ich nicht und ich denke dass schlechte Arbeitsprozesse zu solchen Fehlern führen können. Wenn alle unter Zeitdruck stehen und die eine falsche Person, der alle vertrauen die Schnitttechnik macht und dann halt niemand mehr kontrolliert, dann kann das passieren. Da müssen die Prozesse schon echt mies und der Zeitdruck hoch sein.
Dass Blogger davor zurückschrecken ihre Meinung zu äußern empfinde ich dafür als Unehrlichkeit. Und oft werden die dann noch beschützt. Ging das #girlssupportgils denn von Colette aus? Ich weiß gar nicht wer so einen Unsinn verbreitet.
Beim deinen letzten Sätzen verstehe ich nicht ganz, warum das Bände spricht, also was du daraus schlussfolgerst, könntest du das bitte ausführen?
Ich bewundere immer wieder deine Engelsgeduld. Bei mir setzt schon die Krise ein, wenn ich einen Abnäher verlegen muss ;-)). Naja, ganz so schlimm ist es nicht ganz, aber ich würde einen Schnitt, der bei mir nicht funktioniert, nicht noch einmal ausprobieren. Der Schnitt hatte mich von Anfang an nicht angesprochen, was aber auch daran liegen mag, dass ich Schnitte mit weiten Röcken schon habe und ich mit dem Oberteil nichts anfangen konnte. Ob Colette nun ihr Handwerk verseht oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich habe einige schöne Teile von ihr genäht und war zufrieden. Manches hat bei mir nicht funktioniert. Das ist mir bei Burda, Patrones etc. auch schon passiert. No Risk, no fun. Mach ruhig weiter so! LG Nähkatze Carola
Danke Carola :) Ich hab auch schon Schnitt mit engem Oberteil und weitem Rock, hehe ;) ich habe sogar einen mit einem ganz ähnlichen Oberteil, das ich schon angepasst hatte ;) Ich bin mir eine!
Ein Krimi, wirklich.
Nun, ein Kleid (grade Webware!) wird wohl kaum jedem passen können…aus diesem Grunde beschwere ich mich auch nicht mehr über eine große NZG ;)
Aber: Ende gut, alles gut. Sehr schönes Kleid! So einen Stoff suche ich auch noch…
Liebe Grüße!
Sandra
Danke Sandra! Ja, ist schwierig zu sagen wo schlechte Passform anfängt und die eigene Kompatibilität von Körper und Schnitt aufhört. Sag ich mal.
Ich hab das alles gar nicht mitbekommen. Vielen Dank für deine super ausführliche Erläuterung und all die Links. Sehr spannend. Und deine Einstellung dazu ist sehr toll. Kaum zu glauben, dass es immer Leute gibt die noch mal drauftreten müssen… Aber das ist ja so ein Internetphänomen, da kennen ja viele keine Scheu.
Optisch muss ich sagen, dass mir die Nahtführung über der Brust auch richtig gut gefallen hat. Aber hilft ja alles nichts, wenn der Schnitt nicht funktioniert. Schön, dass du dich erneut durchgekämpft hast und deine ausführliche Meinung da lässt. Respekt auch für dein Durchhaltevermögen. Aber dafür bist du ja Kleiderprofi :o) Tolles Ergebnis!
Viele Grüße, Melanie
Danke Melanie :) Ich habs mich ja kaum getraut zu sagen, aber mir hat die Nahtführung auf der Brust auch gefallen :D Aber gibt da nicht so viele, die das schön fanden. So gefällt mir aber auch, aber ist halt irgendwie normaler.
Ein schöner Stoff, da muss ich auch an Frühling denken. Und ich finde die Nahtlinien an dem Oberteil sehr hübsch. Aber ob ich angesichts deiner Beschreibung Lust habe, so viel anzupassen, das muss ich mir schwer überlegen. Auf jeden Fall hast du ein tolles Kleid genäht und ich wünsch dir viele schöne Frühlingstage damit!
lg Almut
Dankeschön Almut :)
Dein Kleid sieht bezaubernd aus. Ich habe erst einmal einen Colette-Schnitt genäht, bei dem ich furchtbar viel anpassen musste. Ich denke, Colette funktioniert nicht bei mir, auch wenn ich die Schnitte sehr hübsch finde (besonders Dahlia, die bei Dir ja auch so schön ist). Aber mir sind sie dann doch zu teuer, wenn ich noch so viel Arbeit hineinstecken muss. Ander Firmen passen mir besser, und es gibt ja so viel, das man sich gerne nähen würde.
Danke Stefanie! Da hast du absolut recht :)
Holla die Waldfee. Hm, da hast Du ja echt etliches passend machen müssen. Aber schlußendlich finde ich, hast Du ein super Kleid draus genäht. Als erstes dachte ich, eine ungewöhnliche Farbe für Katharina. Aber, das Kleid steht Dir sehr gut.
Ach ja, zum Thema”seid nett zueinander” bin ich ganz Deiner Meinung. Mehr als sich entschuldigen kann man nicht und dann muss es auch gut sein.
Ich bin gerade auf der Suche nach Schnitten für Sommerkleider, aber Deines, hm, da traue ich mich nicht ran. In diesem Sinne,
liebe Grüße Epilele
Ich gehöre auch zu denen, die “Rue” sehr früh genäht haben, nämlich noch vor der Veröffentlichung der Korrektur. Ich hatte viel angepaßt und war dann halbwegs zufrieden mit dem Kleid, aber so richtig gut fand ich den Sitz nicht. Wobei ich hier doch eine Lanze für Colette brechen muß, denn auch in der ersten Beschreibung war schon klar, daß die bewußte Brustnaht natürilch unter dem Brustpunkt verlaufen sollte und nicht darüber.
Die Diskussionen über den Schnitt und die Fehlerkultur bei Colette habe ich am Rande verfolgt. Erschreckend fand ich dabei nur, mit wieviel Hass und Häme Colette patterns überhäuft wurde. Dies ist nach meiner Meinung ein ganz unerfreulicher Auswuchs des Internets, der aber mittlerweile als normal angesehen wird. Jeder kann sich anmaßen, im Schutz der Anonymität des Internets seine Meinung zu äußern, und so werden dann Kaffeemaschinen, Hotels, Ärzte oder eben Schnittmustererstellerinnen bewertet und kritisiert. Daß dahinter Menschen stehen, mit ihren Emotionen, Empfindlichkeiten oder vielleicht sogar psychischen Problemen wird leicht vergessen, denn über die Folgen erfährt man nichts…ist ja alles anonym…
Natürlich darf man Kritik äußern, aber das kann doch auch sachlich geschehen. Meiner (sicher laienhaften) Meinung nach ist das Hauptproblem bei den Coletteschnitten, daß der Grundschnitt von Colette, von dem aus die Schnitte konstruiert werden, eben nicht mit dem Grundschnitt der meisten Frauen übereinstimmt. Da ist irgendein Problem im Schulter-Armbereich, denn das ist der Bereich, über den meistens geklagt wird (soweit jedenfalls mein Eindruck nach dem Studium vieler Blogbeiträge). Das muß man anpassen, was für die meisten von uns schwierig ist. Colette hat deshalb vor kurzem wohl sehr viele Frauen vermessen, um den Grundschnitt anzupassen, so stand es jedenfalls im Blog. Ist das jetzt verwerflich?
Und ich finde es auch nicht verwerflich, daß Sarai sich durch externe Berater helfen läßt. Da geht es sicher nicht um die Frage, was ein Abnäher ist, diese Vermutung finde ich schon recht dreist.
Aber Colette pattern ist ein großer Betrieb mittlerweile, mit vielen Mitarbeiterinnen, und das ist vermutlich nicht so einfach zu managen. Freuen wir uns doch darüber, daß Sarai sich so engagiert und warten auf neue schöne Schnittmuster!
Jetzt hätte ich beinahe vergessen, etwas über Dein tolles Kleid zu schreiben: also, das finde ich wunderschön, und die tiefergesetzte Brustnaht sicher besser als in der ersten Version. danke für Deine genaue Schnittmusterbesprechung, auch ich werde Rue nochmal in der neuen Version nähen!
LG, und Entschuldigung für diesen überlangen Kommentar, Barbara
Hallo Barbara! :)
Danke für den Kommentar!
Mich hat der Ton bei der Diskussion auch überrascht. Ich versuche immernoch zu verstehen was genau vorgefallen ist, dass so viele Leute so wütend und emotional sind. Ich denke die ganze Zeit ” Du musst was übersehen, irgendwas muss passiert sein”, aber ich finde nichts. Ich meine vielleicht haben Leute von Colette andere Leute angegriffen? oder vielleicht kam das #gilssupportgirls von Colette? Dann würde ich die Reaktionen eher verstehen können, aber ich habe nichts dazu gefunden. Aber wer weiß. Vielleicht lief das Facebook und Instagram ab und ich habe es einfach nicht mitbekommen. Vielleicht zeigt sich ja noch was handfestes.
Was ich fast noch absurder finde ist, dass die Leute die so shit stormen mittlerweile gar nicht mehr anonym unbedingt sind. Das ist so weit akzeptiert, dass sich niemand mehr verstecken muss, der andere Leute persönlich angreift.
Als ich das alles so gelesen habe hing für mich so ein “Die Nähwelt ist zu lieb und nicht kritisch genug” im Raum. Das hört man ja schonmal. Und ich dachte mir, dass wenn das jetzt das Gegenteil von ‘zu nett’ ist, ich zu dieser Nhwelt nicht mehr dazu gehören will.
Den Gedanken mit den Menschen dahinter hatte ich auch. Also den Eindruck, dass das vergessen wird hatte ich auch.
Ich habe das alles auch schonmal auf einem englischsprachigen Blog geäußert und habe dafür ordentlich Gegenwind kassiert. Indirekt wurde mir vorgeworfen ein Colette-Fangirl zu sein. Puh. Auf der englischen Version dieses Posts sind die Reaktionen bisher auch eher gegenteilig von denen hier. Deshalb versuche ich mich hier auch mit einer Wertung der ganzen Geschichte etwas zurück zu halten. Ich bin trotzdem froh, dass du das alles auch so erlebt hast wie ich. Ich würde trotzdem gerne auch die andere Seite nachvollziehen können und bin deshalb auf Sophies Antwort zum Beispiel sehr gespannt :)
Jetzt muss ich mich hier doch auch mal einklinken.
Ich hab das jetzt ja alles erstmal nachgelesen und bin auch sehr erstaunt über den Tonfall der da teilweise an den Tag gelegt wurde. Es scheint wirklich schon eine Art Volkssport geworden zu sein, via Netz ordentlich vom Leder zu ziehen.
Ich kann diese ganze Diskussion auch nur ansatzweise nachvollziehen. Und fand die Bemerkung jemand wüßte nicht was Abnäher sind einfach nur frech. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich manchmal auch bei Burda und co frage, was sie sich da bei manchen Schnitten denken.
Egal bei welchem Schnittmuster Anbieter Änderungen musste ich immer machen. Und jeder Anbieter hat so eine bestimmte Richtung. Bei Colette konnte ich z.B. das Hawthorn ohne jede Anpassung übernehmen. Bei Ottobre ändere ich prinzipiell die Ärmel ab usw.
Ich versteh nicht wie man da so eine Große Welle machen kann.
Und mir stellt sich die Frage was erwarten denn die Käufer? Fertige Maßkleidung?
Ich seh es auch wie du Barbara, dieses öffentliche Kritisieren und Bewerten nimmt derartig immense Auswirkungen an, dass ich die Sinnhaftigkeit oft nicht sehe. Die wenigsten Bewertungen sind nämlich frei von Emotionen und wirklich Objektiv.
Richtig, Schnittmusteranpassungen sind für die wenigstens von uns wirklich einfach durchzuführen. Aber es ist machbar. Und jeder weiß irgendwann mit welchem Label er recht gut klar kommt, dann soll man halt die anderen meiden. Mir scheint aber, die Leute wollen sich aufregen.
Nachdem ich hier das so alles nachgelesen habe, finde ich es gar nicht mehr so schlecht, dass sowas an mir vorbeigeht. Dann bin ich nämlich bei für mich neuen Schnitten auch nicht mit negativen Meinungen vorbelastet.
Ich bin’s nochmal ;)! Ich möchte nur festhalten, dass ich mir da oben nichts ausgedacht habe. Die Aufregerei dreht sich bei Colette meiner Ansicht nach um drei Punkte, und die sind nun mal ziehmlich dicke: 1. Es ist richtig, dass wir alle andere Körper haben und jede von uns muss Anpassungen vornehmen und jeweils nicht dieselben. Aber es gibt saubere Grundschnitte, bei denen max. 2 Probeteile reichen sollten (und das 2. auch nur um ganz sicher zu gehen, bevor man in die teure Seide schneidet), und es gibt solche, die für den Endverbraucher nicht ohne erhebliches Vorwissen umzusetzen sind, und die sind eben fehlerhaft. Der Grundschnitt ist seit mindestens 5 Jahren (so alt ist etwa Sencha) mit Problemen behaftet. Und Colette war das auch bekannt, zumindest berichten dafür von Anfang an viel zu viele über Probleme mit den Schultern/Armen. Sie haben sich erst Hilfe von außen geholt, als sie wegen der sehr öffentlichen Kritik während des Wettbewerbs nicht mehr anders konnten. In dem Post “Process diary: Bodies and blocks” freut sich Sarai über den Tipp der Beraterin “Perfect armholes make perfect sleeves”. Ich finde gut, dass sie sich einen Profi geholt haben, aber mir stellen sich zwei Fragen: Warum erst nach 5 Jahren, in denen sie wissentlich fehlerhafte Produkte verkauft haben? Und weshalb arbeitet in einem Betrieb, der Schnittmuster verkauft, niemand, der sich mit der Erstellung von Schnittmustern auskennt?
2. Zur Brustnaht kann man geteilter Meinung sein, das ist eine Geschmacksfrage. Aber die Abnäher sind einfach ein Witz. Ein Abnäher hat die Funktion, den Stoff um die Kurven zu legen, und läuft immer auf den vollsten Punkt zu (hört aber etwa 2-3 cm davor auf!). Man kann ihn drehen oder z.B. in gelegte Falten ändern, wie bei Rue. Aber man kann ihn NICHT verschieben und damit über den vollsten Punkt hinausragen lassen! Sarai hat im Kommentarbereich auf die Frage, wo die Brustnaht eigentlich liegen sollte, “1 inch under the apex” geantwortet. In diesem Fall hätten sie die Abnäher in die Brustnaht drehen müssen, was ohne Probleme möglich gewesen wäre. So aber bauscht sich der Stoff und bildet unter den Schlüsselbeinen die Beulen, die wir bei so vielen Versionen gesehen haben – weil die Funktion der Abnäher ignoriert wurde. Bei Rue laufen die Abnäher auf einen Punkt weit über dem eigentlichen Brustpunkt zu, und zwar absichtlich wie es aus Sarais Kommentar hervorgeht. Daraus kann ich nur schließen, dass sie wirklich nicht weiß, wozu die Abnäher eigentlich dienen.
3. Das Design dieses Kleides ist nicht von Colette. Auf einem der Photos der Kleider, die als “Inspiration” gedient haben, ist genau das zu sehen, was Colette dann als Rue herausgebracht hat. Hier ist die Seite mit dem Kleid: https://www.google.de/search?q=seafoam+green+vintage+dress&client=firefox-b&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwid0Pn4vabSAhWC1xQKHciPAiIQsAQIGw&biw=1600&bih=739#imgrc=ao0FhH1HZK534M An dieser Stelle haben manche von Plagiat gesprochen, aber ich weiß nicht, ob man das in der Mode so sagen kann, schließlich kommt alles wieder. Ich hätte schön gefunden, wenn sie so ehrlich gewesen wären einfach zu sagen, dass sie ein tolles Kleid gefunden haben und uns einen Schnitt dafür bieten möchten. Und noch ein unehrlicher Punkt: Die “Tester” waren als solche groß angekündigt – aber sie waren eben keine Tester (wie Du ja auch deutlich gemacht hattest, Katharina. Nur Colette hatte das auf ihrem Blog so eben nicht kommuniziert)
4. (Ok, sind doch mehr Punkte…) In Punkto “sewing patterns that teach” wurde im Sewalong dazu geraten, die Größe nach dem Taillenumfang auszusuchen und das ist im Fall eines Kleides einfach ein Schmarrn. Wenn ich unten mit den Anpassungen anfange, kann ich sobald ich oben angekommen bin alles wieder neu bearbeiten, weil Anpassungen in der Schulter und dem Brustbereich alles andere beeinflussen. Die Begriffe für Anfänger sind inzwischen natürlich nachgebessert, aber im Kommentarbereich finden sich noch einige der Fehler, die von Lesern angemerkt wurden. Bei “knits” wurde von “bias” gesprochen, außerdem dass sie nur für Schnitte mit “negative ease” seien. “Topstitching” solle immer 1/4 inch Abstand zum Rand haben. Von einem Glossar für Anfänger mit nur 20 Begriffen kann ich erwarten, dass es fehlerfrei ist.
5. Unser Hobby ist zeitintensiv, aufwendig und recht teuer. Ich überlege mir mehrmals, ob ich für einen Indie-Schnitt Geld ausgebe und meine wenige Freizeit, die mir neben Job und Kindern bleibt, darin investiere. Bei closet case files, sewaholic, deer and doe und vielen anderen vertraue ich darauf, dass mein Geld und meine Zeit nicht vergeudet sind. Aber von Colette fühlen sich viele betrogen und dafür habe ich Verständnis.
Ich selbst bin von Colette einfach nur enttäuscht, ich finde den Blog nämlich im Allgemeinen sehr gut, kreativ und anregend (die Wardrobe Series war toll!), aber in dem, was ihre Kernkompetenz sein sollte, werden sie ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht, und wenn ich mal alles so zusammen nehme, fand ich ihren Umgang mit Rue einfach nicht ehrlich.
Ach und zu gomi: Ich finde es bezeichnend, dass viele Leute sich nur dort geäußert haben (was ja ein relativ geschlossenes Publikum hat) und eben nicht auf ihren Blogs. Du bist meines Wissens nach die einzige der “Tester”, die dem Thema noch einmal einen ausführlichen Post gewidmet hat. Und ich frage mich, ob hinter der Zurückhaltung nicht ein bisschen Gruppenzwang steht.
Hallo Sophie! :)
Vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast nochmal zu antworten! Der Kommentar hilft mir jetzt auch wirklich weiter. Es war in dieser Diskussion immer sehr schwierig für mich die Fakten von den Emotionen zu trennen. Sehr viel kam für mich rüber als Häme. Das mit dem Brustabnäher hast du sehr gut erklärt, das leuchtet mir ein und ich weiß auch, welche Beule du meinst. Das hätte Colette besser machen und wissen müssen!
Ich finde den Inspirations Post zwar grad nicht, beziehungsweise das Kleid auf dem Blog, aber auch in dem Punkt gebe ich dir recht, das Kleid ist ja wirklich 1:1 dasselbe. Das ist in meinen Augen dann auch keine Inspiration mehr. Sogar die Falten vom Rock sind gleich! Und die Ärmel. Also das ist so gleich, dass es unwahrscheinlich ist, dass der Designer von dem Kleid und Colette nur dasselbe Kleid als Inspiration hatten oder so. Danke für den Link! ICh glaube das finde ich von allen Punkten am schlimmsten.
Das mit dem Taillenumfang sehe ich auch so, habe ich auch noch nie gehört, dass man das macht. Auch das habe ich nicht mitbekommen.
Das mit den Fehlern in den 20 Begriffen finde ich persönlich nicht so arg schlimm, da war jemand nachlässig denke ich. Obwohl sowas natürlich nicht passieren sollte nachdem man angekündigt hat, dass die Prozesse jetzt anders sind blablabla. So einen Artikel sollte nochmal jemand gegenlesen. Aber okay, kann passieren, den Diebstahl find ich schlimmer.
Man kann halt nicht drauf vertrauen dass die Zeit nicht verschwendet wird. Und gerade bei Deer&Doe habe ich auch schonmal ordentlich Zeit verschwendet. Manche Designer passen eben besser zu einem manche schlechter. Ich kann jetzt nachdem du das ausgeführt hast verstehen warum sich Leute betrogen fühlen und genervt sind. Aber warum das ganze so hochkocht verstehe ich nicht. Dann kauft man halt woanders, das macht doch nichts besser, wenn man jetzt immer weiter meckert. Im Gegenteil, das wirkt dann schnell so, als würde man nur meckern um des meckerns Willen. Dann werden Leute noch echt ausfällig, das nervt mich auch. Schön wäre doch, wenn man die Fakten zusammenträgt und dann kann sich jeder ein eigenes Bild von der Situation machen. Das hast du ja jetzt gemacht und das finde ich wirklich sehr gut! Und das verändert mein Bild jetzt auch.
Dass Blogger irgendeine Art Gruppendruck verspüren das ist, denke ich, ein anderes Thema. Das ist nicht Designer abhängig. Und ich denke, da kann Colette nichts dafür. Oder zumindest habe ich von denen keinerlei Druck in diese Richtung verspürt. Und mit Blogs und Kritik ist das wie im echten Leben, die meisten Leute sind da eher zurückhalten. ich bins halt auch im echten Leben nicht. Was ich aber sagen kann ist, dass ich mir sehr gut überlegt habe ob ich diesen Post so schreibe, weil ich wusste ich werde Gegenwind bekommen und eventuell wird die Diskussion ausarten. Manchen Leuten wird das nicht gefallen und im schlimmsten Fall bekomme ich Kommentare wie Colette auf dem Blog. Und genau da sind wir nämlich wieder bei meinem Punkt: die krasse Kritik bei Colette berührt im Endeffekt nicht nur Colette, sondern auch andere und deshalb sollte man spätestens dann aufhören, wenn sich jemand entschuldigt und den Fehler behoben hat.
Total schade finde ich das, wenn so eine Diskussion nicht sachlich geführt werden kann. Denn es gibt wirklich Fakten die gegen Colette sprechen (siehe Sophies 2. Kommentar) nur gehen die halt vollkommen unter, wenn das ganze so emotional und gemein wird. Ich bin auf jeden Fall auch froh sowas nicht so sehr mitzubekommen. Und ich glaube ich nehme aus der ganzen Sache mit, dass man da als Blogger vielleicht etwas gegensteuern kann. Indem man halt ehrlich ist und anderen Leuten eine Platform bietet.
Oh du nähst immer so tolle Kleider und auch diese Version ist mal wieder ganz toll auch wenn Sie durch die geänderte Nahtführung doch recht anders wirkt beim tragen. Mir gefallen beide Varianten gut, ich denke das mit der Nahtführung ist auch irgendwie Geschmackssache, jeder hat da andere vorlieben und nicht jeder mag das selbe. Aber deine erste Version ist auch toll.
Ich sehe das übrigens wie du, Sie haben einen Fehler im Schnitt eingestanden, bzw. etwas was nicht jedem leicht von der Hand geht und haben sich dafür entschuldigt und den Schnitt überarbeitet, damit ist doch alles gut, da muss man doch nicht unnötig weiter schimpfen.
Ich finde es super das du die zweite Version auch noch genäht hast und uns wieder an deinen Erfahrungen teilhaben lässt. Bei deinen Post’s lernt man auch noch immer so schön viel.
Viele Grüße
Brina
Vielen lieben Dank Brina :)
Wow! Das Kleid sieht wirklich schön aus. Die Mühen, Anpassungen und vor allem die Korrektur von Colette selbst, haben sich ausgezahlt. Aber als Anfängerin würd ich mich an den Schnitt wirklich nicht ranwagen :-D
Ich stimme dir bei deiner Kritik übrigens zu: Rumhacken bringt nichts und Fehler zuzugeben ist sogar eine Eigenschaft, die heute leider viel zu wenige haben, Menschen und Unternehmen gleichermaßen.
Liebe Grüße, Daniela
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